Wissenswertes für Ärztinnen, Ärzte und Behandelnde

Wissenswertes für Behandelnde

Im Service-Bereich finden Sie eine Auswahl an Kliniken mit Long-COVID-Schwerpunkt, in welcher Sie für Ihre Patientinnen und Patienten nach Angeboten in Ihrer Umgebung suchen können.

Letzte Aktualisierung: Juni 2023

 

Leitlinien, Konsensuspapiere

Ausführliche Informationen zur Diagnostik und Behandlung von Long-COVID-Patientinnen und -Patienten bietet die S1-Leitlinie Long/Post COVID. In der Leitlinie werden auch Aspekte der Rehabilitation beleuchtet. Es handelt sich um eine sogenannte Living Guideline, die jährlich überprüft und aktualisiert wird. Sie wurde in interdisziplinärer Zusammenarbeit mehrerer medizinischer Fachgesellschaften erstellt. Die entsprechende Patientenleitlinie Long/Post-COVID-Syndrom kann als Handreichung an Betroffene, Angehörige, nahestehende und pflegende Personen herausgegeben werden.

Im November 2022 hat NICE, das National Institute for Health and Care Excellence in Großbritannien eine überarbeitete Richtlinie (Rapid Guideline) mit Empfehlungen zur Diagnose, Behandlung und multidisziplinären Rehabilitation von Long COVID bei Erwachsenen, Kindern und Jugendlichen veröffentlicht.

Für die einheitliche Basisversorgung von Kindern und Jugendlichen wurde in Zusammenarbeit mehrerer pädiatrischer Fachgesellschaften ein Konsensuspapier formuliert. Eine S2k-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie von Long COVID im Kindes- und Jugendalter ist angemeldet und soll im Dezember 2023 fertiggestellt werden.

Die von der Deutschen Gesellschaft für Neurorehabilitation e. V. (DGNR) herausgegebene S2k-Leitlinie SARS-CoV-2, COVID-19 und (Früh-)Rehabilitation nimmt die Aspekte der Rehabilitation bei Long-COVID-Erkrankten in den Blick.

Die S2k-Leitlinie zu Neurologischen Manifestationen bei COVID-19, welche von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) herausgegeben wurde, widmet sich gezielt Behandlungsmöglichkeiten von Beschwerden des Nervensystems. In dieser Leitlinie wird auch auf Möglichkeiten der neurologischen Rehabilitation eingegangen.

Auch andere Leitlinien können Hilfestellungen bieten. In der aktuell überarbeiteten S3-Leitlinie Müdigkeit der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) enthält das Kapitel 5.7 Informationen über die Myalgische Enzephalomyelitis beziehungsweise das Chronische Fatigue-Syndrom (ME/CFS). Die Leitlinie ist auch als Patientenleitlinie verfügbar.

 

Multimediale Fortbildung

Des Weiteren gibt es Fortbildungen, die dem Wissensaustausch zu Long COVID in medizinischen Fachkreisen dienen. So bietet das Post-COVID-Netzwerk der Charité – Universitätsmedizin Berlin eine monatliche Fortbildungsreihe zu Long COVID an. Jede Fortbildungsveranstaltung besteht aus dem Vortrag einer Expertin oder eines Experten und einer anschließenden Falldiskussion mit allen Teilnehmenden. Interessierte haben zudem selbst die Möglichkeit, bei der Anmeldung eine Fallvorstellung vorzuschlagen. Die Aufzeichnungen bisheriger Veranstaltungen können im Archiv eingesehen werden.

Die Vorträge des 1. Kongresses des Ärzte- und Ärztinnenverbands Long COVID von November 2022 wurden ebenfalls aufgezeichnet und sind frei verfügbar.

Weitere Informationen finden Sie auch beim Robert Koch-Institut. In seinem Infoportal stellt es wissenschaftlich fundierte Informationen zu Long COVID bereit.

 

Long-COVID-Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses

Für eine schnellere und bedarfsgerechtere Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Verdacht auf Long COVID hat der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) am 21. Dezember 2023 eine neue Richtlinie beschlossen. Diese Long-COVID-Richtlinie definiert Anforderungen an die Versorgung und beschreibt sogenannte Versorgungspfade, also den Ablauf der medizinischen Behandlung.

Vorgesehen ist eine ärztliche Ansprechperson. Sie übernimmt die notwendige spezifische Koordination bei Diagnostik und Therapie. So werden die bestehenden ambulanten Strukturen und Angebote je nach Schweregrad und Komplexität der Erkrankung bedarfsgerecht genutzt und die richtigen Gesundheitsberufe eingebunden. 

 

 

Leitlinien und Fortbildungen im Überblick:

 

Leitlinien

S1-Leitlinie Long/Post-COVID

NICE: COVID-19 rapid guideline: managing the longterm effects of COVID-19 

Konsensuspapier Einheitliche Basisversorgung von Kindern und Jugendlichen mit Long COVID

S2k-Leitlinie Neurologische Manifestationen bei COVID-19

S3-Leitlinie Müdigkeit der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

 

Multimediale Fortbildung

Aufzeichnungen der Veranstaltungen des Post-COVID-Netzwerks der Charité – Universitätsmedizin Berlin

Aufzeichnungen der Vorträge des 1. Kongresses des Ärzte- und Ärztinnenverbands Long COVID

Beachten Sie auch unsere Informationen speziell für Arbeitnehmende und Arbeitgebende. In der Rubrik „Wissenswertes zu Long COVID im beruflichen Kontext“ finden Sie Informationen und Anlaufstellen zu Themen wie Long COVID als Arbeitsunfall, Berufsausfälle durch Long COVID, Long COVID im Arbeitsalltag und Wiedereinstieg in den Beruf.

 

Long-COVID-Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses

Beschlusstext 

Letzte Aktualisierung: Februar 2024

Es gibt bisher keine einheitliche Behandlung von Long COVID. Das liegt unter anderem daran, dass die Erkrankung mit vielen unterschiedlichen Beschwerden einhergehen kann. Diese Beschwerden können sich teils ähneln. Ihr Verlauf und ihre Ausprägung können sich jedoch individuell sehr unterscheiden. Um Long COVID angemessen zu behandeln, müssen verschiedene Heilberufe zusammenarbeiten. Eine fortlaufende Versorgung ist notwendig; hierfür ist die Zusammenarbeit unterschiedlicher medizinischer Fachrichtungen nötig.

Bisher gibt es keine Behandlungen, die der Krankheitsentstehung entgegenwirken („kausale Therapie“). Die bisherigen Behandlungskonzepte zielen darauf ab, die Beschwerden zu lindern („symptomatische Therapie“). In vielen Fällen werden die Beschwerden im Zeitverlauf schwächer oder verschwinden von selbst. In anderen Fällen verändern sie sich, kehren zurück oder werden gar stärker. Eine frühzeitige Behandlung kann hilfreich sein, damit sich keine lang andauernden Beschwerden entwickeln. Dies gilt insbesondere für Patientinnen und Patienten mit einer Verschlechterung der Beschwerden nach Aktivität (sogenannte „Belastungsintoleranz“).

Die erste Anlaufstelle für Betroffene ist die Hausarztpraxis. Die Hausärztin oder der Hausarzt behandelt entweder selbst oder überweist Betroffene an eine Facharztpraxis. Bei Long COVID werden derzeit verschiedene Behandlungsansätze angewendet. Dazu gehören unter anderem:

  • eine Atemtherapie, zum Beispiel zur Behandlung von Kurzatmigkeit,
  • eine logopädische Behandlung, die beim Umgang mit Schluck- und Sprechbeschwerden hilfreich sein kann,
  • eine Sporttherapie, um die Belastbarkeit zu trainieren und die körperliche Ausdauer wieder aufzubauen (Achtung: Bei einer Belastungsintoleranz können die Beschwerden durch körperliche Aktivität verstärkt werden. Lesen Sie hierzu auch die Frage „Gibt es wissenschaftliche Erkenntnisse zur Behandlung von ME/CFS?“). Bei Verschlechterung der Alltagsaktivität durch Belastungsintoleranz kann Pacing eine hilfreiche Strategie sein: „Was ist Pacing?"
  • eine Physiotherapie oder Krankengymnastik, die unter anderem bei stark eingeschränkter Beweglichkeit zum Einsatz kommt,
  • eine Ergotherapie (z. B. Training von Belastbarkeit oder Hirnleistungstraining),
  • eine psychotherapeutische oder ergänzende psychiatrische Behandlung, die bei psychischen Beschwerden unterstützen kann,
  • eine Ernährungstherapie, zum Beispiel bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder starkem Gewichtsverlust,
  • die Einnahme von bestimmten Arzneimitteln,
  • regelmäßige Kontrolluntersuchungen, um die Beschwerden im Zeitverlauf zu beobachten und Behandlungsmethoden anzupassen,
  • verschiedene Reha-Angebote für Betroffene.

Je nach Beschwerden können auch Arzneimittel zum Einsatz kommen. Diese können beispielsweise dabei helfen, schwere Kreislauf- oder Schlafstörungen zu lindern. Grundsätzlich wird die jeweilige Ärztin oder der jeweilige Arzt die Behandlungsmöglichkeiten gemeinsam mit der Patientin oder dem Patienten abstimmen. Behandelnde sollten dabei stets die aktuellen medizinischen Erkenntnisse und die ärztlichen Sorgfaltspflichten berücksichtigen. Die Behandlung sollte außerdem nach pflichtgemäßem Ermessen erfolgen. Informationen zu Behandlungsmöglichkeiten bietet die S1-Leitlinie Long/Post-COVID. Im

Konsensus-Statement zur Diagnostik und Behandlung von Myalgischer Enzephalomyelitis/Chronischem Fatigue-Syndrom

finden sich zudem orientierende Behandlungsvorschläge, für deren Wirksamkeit es erste schwache wissenschaftliche Belege gibt.

Für Kreislaufstörungen (orthostatische Hypotonie, posturales Tachykardiesyndrom) sind Behandlungsmöglichkeiten in der S1-Leitlinie „Synkopen“ der Deutschen Gesellschaft für Neurologie beschrieben.

Insgesamt ist noch weitere Forschung nötig, um die genauen Ursachen von Long COVID zu verstehen und herauszufinden, welche Behandlungen und Arzneimittel wirksam sind. Bis dahin besteht das Ziel darin, die individuellen Beschwerden zu lindern.

Hinweise zu Behandlungsansätzen bei Long COVID, Person mit Stethoskop, stehend vor Behandlungsliege

Letzte Aktualisierung: Dezember 2024

Post COVID (U09.9) wird bei der Heilmittelversorgung bundesweit als besonderer Verordnungsbedarf anerkannt. Das bedeutet, medizinisch notwendige Physio- oder Ergotherapie kann von der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt verordnet werden, ohne dass die daraus entstehenden Verordnungskosten das Budget der Praxis belasten. Die erforderlichen Heilmittel können je Verordnung für einen Zeitraum von 12 Wochen verordnet werden. Gleiches gilt bei psychischen Beschwerden aufgrund von Langzeitfolgen einer Corona-Infektion; hier kann eine Verordnung auch durch die Vertragspsychotherapeutin oder den Vertragspsychotherapeuten ausgestellt werden. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) informiert über die Wirtschaftlichkeitsprüfung und Abrechnung von Diagnostik und Therapie von Long COVID sowie über administrative Verfahren.

Eine gemeinsame Diagnoseliste zum langfristigen Heilmittel- und besonderen Versorgungsbedarf wird von der KBV auf ihrer Internetseite zur Verfügung gestellt:

https://www.kbv.de/media/sp/Heilmittel_Diagnoseliste_Webversion.pdf.

Letzte Aktualisierung: Juni 2023

Forscherinnen und Forscher sind sich weitestgehend einig, dass Long COVID keine psychisch verursachte Erkrankung ist. An der Entstehung von Long COVID sind nach derzeitigem Wissensstand verschiedene Mechanismen beteiligt. Hierzu gehören anhaltende Entzündungsreaktionen, ein fehlreguliertes Immunsystem und autonomes Nervensystem, im Körper verbleibende Viren oder Virenbestandteile sowie ein gestörter Energiestoffwechsel in den Mitochondrien. 

Inwieweit psychosomatische Aspekte bei der Entstehung und Aufrechterhaltung von Long COVID eine Rolle spielen, ist noch unzureichend geklärt. Psychosomatische Wechselwirkungen sind Wechselwirkungen zwischen der Psyche und dem Körper. Psychische Beschwerden können zu körperlichen Erkrankungen führen oder diese begünstigen. Einen Einfluss auf den Körper können zum Beispiel aktuelle oder frühere Stressfaktoren haben. Aber auch die eigene Persönlichkeit, Erwartungshaltungen sowie psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen können sich auf körperliche Beschwerden auswirken. Auch bei Long COVID ist es eine Herausforderung, die Wechselwirkungen zwischen körperlichen und psychischen Prozessen zu erfassen.

Ein Artikel aus der Fachzeitschrift Psychosomatic Medicine von April 2021 beschreibt, wie psychologische, soziale und kulturelle Faktoren sowie Umwelteinflüsse den Verlauf einer COVID-19-Erkrankung beeinflussen können. Der Artikel unterstreicht die Wichtigkeit, Krankheiten nicht nur rein biologisch zu betrachten, sondern auch andere Faktoren zu berücksichtigen.

Für die medizinische Praxis ist es am wichtigsten, die Beschwerden der Betroffenen ernst zu nehmen. Dabei gilt es, die Patientinnen und Patienten aus allen Blickwinkeln zu betrachten und entsprechend zu behandeln. Wie auch bei anderen chronischen Erkrankungen ist es wichtig, sowohl biologische als auch psychische und soziale Aspekte zu beachten. Unabhängig von den Ursachen der Erkrankung kann eine Psychotherapie die Bewältigung und den Verlauf von Long COVID positiv beeinflussen.

Letzte Aktualisierung: Dezember 2024

Long COVID ist seit Bekanntwerden der Erkrankung Gegenstand intensiver Forschung. Auch das Krankheitsbild der Myalgischen Enzephalitis beziehungsweise des Chronischen Fatigue-Syndroms (ME/CFS) ist seitdem vermehrt in den Fokus der Forschung geraten. 

Wichtige Schwerpunkte der deutschen und der internationalen Forschung zu Long COVID liegen derzeit in nachfolgenden Forschungsbereichen:

  • mögliche Risiko- und Schutzfaktoren (Prävention)
  • Verbreitung von Long COVID sowie besonders betroffene Bevölkerungsgruppen (Epidemiologie)
  • individuelle und gesellschaftliche Auswirkungen von Long COVID auf die Lebensqualität, Funktionsfähigkeit, Arbeitsunfähigkeit und Versorgungsbedarfe (Versorgungsforschung)
  • Erfassung des Krankheitsbildes, der Krankheitsursachen und des Krankheitsverlaufs (Pathogenese)
  • Anzeichen und gesundheitliche Beschwerden (Symptomatik)
  • Möglichkeiten zur Feststellung von Long COVID (Diagnostik)
  • Möglichkeiten des therapeutischen Vorgehens (klinische Forschung zu Therapiemöglichkeiten und Rehabilitationsforschung)

Das Robert Koch-Institut (RKI) informiert in seinen Fragen und Antworten unter anderem über einige aktuelle Forschungsprojekte. Auch auf der Webseite des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) finden Sie Informationen zu geförderten Projekten. Einen Überblick zur Forschung im Bereich ME/CFS bietet das ME/CFS Research Register.  

In unserem Service-Bereich finden Sie eine Übersicht über bisherige wissenschaftliche Publikationen. Jeden Monat werden dort aktuelle Publikationen ergänzt.

Letzte Aktualisierung: Dezember 2024

Hilfreiche Links

Wissenswertes für Erkrankte und Interessierte

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