Hinweis: Der folgende Text ist ein Gastbeitrag. Er gibt die persönliche Auffassung der Autorin beziehungsweise des Autors wieder. Der Beitrag ist keine Meinungsäußerung des Bundesministeriums für Gesundheit.

Gastbeitrag: Dr. med. Andreas Gassen

Dr. Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), beleuchtet in seinem Gastbeitrag die besondere Bedeutung niedergelassener Haus- und Fachärzte als zentrale Ansprechpartner für Patientinnen und Patienten mit Post-COVID-Symptomen. 

Veröffentlicht am 21.09.2023

Portraitfoto: Dr. Andreas Gassen

© Copyright: axentis.de/Lopata

Post COVID: gemeinsam für eine passgenaue Versorgung

Während der Pandemie wurden 19 von 20 Corona-Patientinnen und -Patienten in Deutschlands Praxen behandelt, über 35 Millionen PCR-Tests allein bei Menschen mit Krankheitssymptomen durchgeführt (Stand Ende Juni 2022) und 88 Millionen Impfungen (bis April 2022) verabreicht. Alles getragen von dem Engagement und der Sorge, die Patientinnen und Patienten gut zu versorgen und Komplikationen und Spätauswirkungen einer Corona-Infektion zu vermeiden. Denn Post COVID belastet in seiner schweren Ausprägung Patientinnen und Patienten sehr und kann die Lebensqualität enorm beeinträchtigen. Auch hier sind die niedergelassenen Haus- und Fachärztinnen und -ärzte die ersten Ansprechpartner für die Betroffenen. 

NIEDERGELASSENE ÄRZTE ALS ZENTRALE ANSPRECHPARTNER 

Seit dem 1. Januar 2021 können Post-COVID-Patientinnen und -Patienten in den Abrechnungsdaten der Arztpraxen identifiziert werden. Erste Analysen der Abrechnungsdaten zeigen, dass bislang die meisten Betroffenen (ca. 370.000) im zweiten Quartal 2022 registriert wurden; seitdem ist die Anzahl tendenziell rückläufig. Dies ist angesichts der Omikron-Welle, die zu stark steigenden Infektionszahlen führte, eine zunächst ermutigende Entwicklung, die wir aber weiter beobachten werden. Im vierten Quartal 2022 – dem Zeitraum, aus dem die aktuellsten verfügbaren Zahlen stammen – wurden in den vertragsärztlichen Praxen rund 335.000 Menschen mit einer Post-COVID-Diagnose behandelt. 97 Prozent davon waren aufgrund anderweitiger chronischer Erkrankungen bereits im Vorjahr in ärztlicher Behandlung. Dazu gehören beispielsweise Rückenschmerzen, Depressionen, Asthma und Adipositas. Hausärztinnen und -ärzte sind in der Regel die ersten und zentralen Ansprechpartner für die Betroffenen: 71 Prozent der Post-COVID-Patientinnen und -Patienten wurden in hausärztlichen Praxen versorgt, 21 Prozent von Fachärzten für Innere Medizin. Weitere Fachärztinnen und -ärzte kümmerten sich vor allem um die dann gegebenenfalls symptombezogene Therapie. 

AUSTAUSCH ZWISCHEN WISSENSCHAFT UND VERSORGUNG 

Gegenwärtig erfolgt die Behandlung symptombezogen. Deshalb ist es nicht nur wichtig, die Forschung in Sachen Post COVID zu stärken, sondern auch, dass gewonnene Erkenntnisse schnell in der Regelversorgung ankommen. Umgekehrt müssen Daten aus der Versorgung für Forschende zur Verfügung stehen. Auf dieser Basis bedarf es eines intensiven interdisziplinären Austauschs von Wissen und Erfahrungen, um die Versorgung der Betroffenen zu verbessern und für die Patientinnen und Patienten das jeweils für sie geeignete Versorgungsangebot bereitstellen zu können. 

Vita

Dr. Andreas Gassen ist Facharzt für Orthopädie, Unfallchirurgie und Rheumatologie und seit März 2014 Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV). Die KBV vertritt die Interessen der über 185.000 an der vertragsärztlichen Versorgung teilnehmenden Ärztinnen/Ärzte und Psychotherapeutinnen/Psychotherapeuten auf Bundesebene und verhandelt im Rahmen der Selbstverwaltung u. a. das Leistungsspektrum der gesetzlichen Krankenversicherung. Sie ist der Dachverband der 17 kassenärztlichen Vereinigungen (KVen), die die ambulante medizinische Versorgung für 73 Millionen gesetzlich Versicherte in Deutschland sicherstellen. 

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