Runder Tisch Long COVID – September 2024

Am 17. September 2024 tauschten sich Expertinnen und Experten, Betroffenenvertretungen sowie maßgebliche Akteure des Gesundheitswesens gemeinsam mit Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach in Berlin über die aktuellen Entwicklungen im Bereich Long COVID aus. Insbesondere neue Erkenntnisse aus der Forschung, die Versorgungslage, die neuen Versorgungsforschungsprojekte des Innovationsfonds sowie die Arbeit der Expertengruppe Long COVID Off-Label-Use beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte standen diesmal im Zentrum der Gespräche.

Das Foto zeigt Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach im Rahmen des vierten Runden Tisches zu Long COVID

© BMG/ Pedro Becerra

4. Runder Tisch Long COVID – September 2024

Beim 4. Runden Tisch Long COVID des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) stand erneut der Austausch zentraler Akteure der Gesundheitsversorgung zu aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen aus Versorgung und Forschung im Mittelpunkt. Dabei wurden auch die Perspektiven von Betroffenen eingebunden. 

Versorgungsforschung innerhalb des Innovationsfonds 

Zu Beginn stellten mehrere Projektleiterinnen und Projektleiter ihre Versorgungsforschungsprojekte zu Long COVID vor, die durch den Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) gefördert und in Kürze starten werden. Darunter „KidsCarePVS“, das die Versorgungsbedarfe von an Long COVID erkrankten Kindern näher untersuchen wird, und „PAIS Berlin“, das in Anspruch genommene Versorgungsangebote und Behandlungspfade von Betroffenen analysieren wird. Das Projekt „IDV-Post-COVID“ wird die Effekte auf den Krankheitsverlauf durch eine interdisziplinäre Versorgung im Rahmen einer Spezialambulanz erforschen. Vorgestellt wurde auch das „POSH“-Projekt, das eine optimierte Behandlung von Long COVID durch Hausärztinnen und Hausärzte erarbeiten und die Effekte auf die Behandlungsqualität untersuchen wird. 

Das Format bot darüber hinaus die Gelegenheit, sich über die Versorgungssituation und mögliche Ansätze zur Verbesserung auszutauschen. So wurde betont, dass vorhandenes Wissen über Long COVID stärker verbreitet werden müsse, um in der Behandlung zur Anwendung zu kommen. Bei erkrankten Kindern und Jugendlichen wurde auf die großen Herausforderungen im schulischen Umfeld hingewiesen, etwa durch fehlende Teilnahme am Präsenzunterricht.  

Wissenschaftliche Erkenntnisse 

In der folgenden Diskussion wurden aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse aus der Forschung rund um Long COVID besprochen. Im Zentrum standen dabei die individuellen Therapiebedarfe und -möglichkeiten bei verschiedenen Patientengruppen und die unterschiedlichen Ausprägungen von Long COVID. Dabei seien sowohl die körperlichen als auch mögliche psychische Beschwerden dieses Krankheitsbildes zu berücksichtigen. 

Diskutiert wurden zudem mögliche Ursachen von Long COVID: Im Fokus des Austauschs standen insbesondere Funktionsstörungen des Immunsystems. Ein genaueres Verständnis über die Mechanismen der Krankheitsentstehung sei nötig, um die Diagnose und Therapie zu verbessern. Daher herrsche weiterhin großer Forschungsbedarf, um Diagnoseverfahren zu beschleunigen und zielgerichtete Therapien entwickeln zu können.

Expertengruppe Long COVID Off-Label-Use: Therapie-Kompass 

Prof. Bernhard Wörmann, Vorsitzender der Expertengruppe Long COVID Off-Label-Use beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), stellte den neuen „Therapie-Kompass“ vor. Dieser wurde von der Expertengruppe Long COVID Off-Label-Use entwickelt und zeitgleich zur Veranstaltung auf der Website des BfArM veröffentlicht. Dabei handelt es sich um Therapieempfehlungen für den Einsatz von Arzneimitteln in den zugelassenen Indikationen zur Behandlung von Long COVID-assoziierten Symptomen. Der „Therapie-Kompass“ beinhaltet eine Übersicht über geeignete Wirkstoffe und Wirkstoffgruppen mit dem Ziel, die Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Long COVID zu unterstützen, und soll praxisnahe Empfehlungen für die ärztliche Behandlung geben.

Darüber hinaus wurde auch über den Einsatz von Arzneimitteln gesprochen, die nicht für die Behandlung von Long COVID zugelassenen sind (sogenannter „Off-Label-Use“). Prof. Wörmann skizzierte das weitere Vorgehen der Expertengruppe bei der Bewertung von Off-Label-Therapien.

Ausblick

Der 4. Runde Tisch unterstrich die Dringlichkeit, die Versorgung von Long-COVID-Patientinnen und -Patienten weiter zu verbessern und die Forschung in diesem Bereich zu intensivieren. Besonders in der Behandlung von Kindern und Jugendlichen sowie schwerstbetroffenen Patientinnen und Patienten besteht dabei großer Handlungsbedarf.

Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach betonte in seinen abschließenden Worten, dass Long COVID weiterhin eine hohe Relevanz für das BMG hat und mit großer Priorität behandelt wird.

Weitere Informationen


Informationen zum Innovationsfonds auf der Website des G-BA: 
https://innovationsfonds.g-ba.de/ 

Informationen zur Expertengruppe Long COVID Off-Label-Use beim BfArM:  
https://www.bfarm.de/DE/Arzneimittel/Zulassung/Zulassungsrelevante-Themen/Expertengruppe-Long-COVID-Off-Label-Use/_node.html  
 

Dr. Susanne Armbruster, Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV)

Prof. Dr. Uta Behrends, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Klinikum Rechts der Isar der TUM

Dr. Katrin Bräutigam, Bundesärztekammer (BÄK)

Prof. Dr. Folke Brinkmann, Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ)

Prof. Dr. Karl Broich, Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM)

Gritt Buggenhagen, Betroffenenverband ME-Hilfe e. V.

Dr. Roland Elling, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Freiburg (UKF)

Prof. Dr. Yesim Erim, Klinik für Psychosomatik, Uniklinik Erlangen

Erkan Ertan, Arbeitsstab Beauftragter der Bundesregierung für die Belange der Patientinnen und Patienten

Dr. Antje Gottberg, GKV-Spitzenverband (GKV-SV)

Heike Höhne, Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS)

Dr. Michael Hubmann, Berufsverband der Kinder- und Jugendärzt*innen e.V. 

Susanne Jaritz, Bundeskanzleramt (BK)

Prof. Dr. Volker Köllner, DRV Klinikum Seefeld

Karin Maag, Gemeinsamer Bundesausschuss (G-BA)

Dr. Thomas Maibaum, Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Dr. Matthias Meergans, Verband forschender Arzneimittelhersteller (vfa)

Sebastian Musch, Deutsche Gesellschaft für ME/CFS e.V.

Dr. Backtosch Mustafa, Applic Aid

Ricarda Piepenhagen, NichtGenesen 

Jana Ruhrländer, Post-Vac-Syndrom Deutschland e.V. 

Prof. Dr. Lars Schaade, Robert Koch-Institut (RKI)

Prof. Dr. Carmen Scheibenbogen, Institut für Medizinische Immunologie, Charité Berlin

Prof. Dr. Bernhard Schieffer, Klinik für Kardiologie, Angiologie und internistische Intensivmedizin, Universitätsklinikum Gießen und Marburg

Dr. Nicole Schlottmann, Deutsche Krankenhausgesellschaft e.V. 

Katja Sielemann, NichtGenesenKids (NgK)

Dr. Sandra Stengel, Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Uniklinik Heidelberg

Prof. Dr. Christian P. Strassburg, Medizinische Klinik I (Innere Medizin), Universitätsklinikum Bonn

Johanna Theobald, Long Covid Deutschland

Nadine Ton, Post-Vac-Netzwerk

Dr. Daniel Vilser, Kinder- und Jugendmedizin, AMEOS Klinikum Neuburg

Prof. Dr. Veronika von Messling, Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)

Prof. Dr. Martin Walter, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Uniklinik Jena

Prof. Dr. Bernhard Wörmann, Vorsitz Expertengruppe Long COVID Off-Label-Use

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