Runder Tisch Long COVID – Dezember 2023

Nach der positiven Resonanz des ersten Runden Tisches Long COVID lud Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach erneut nach Berlin ein, um den Dialog fortzusetzen. Der zweite Runde Tisch, der am 4. Dezember 2023 stattfand, setzte den Fokus auf die Diskussion zu vier zentralen Themenbereichen, die sich auch aus der Auswertung der Ergebnisse des ersten Runden Tisches ergaben.

Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach im Austausch mit Expertinnen und Experten beim zweiten Runden Tisch Long COVID

Runder Tisch Long COVID – Dezember 2023

Im Sommer 2023 startete das Bundesministerium für Gesundheit die „BMG-Initiative Long COVID“ mit dem Ziel, den wissenschaftlichen und gesamtgesellschaftlichen Erkenntnisprozess zu diesem neuen Krankheitsbild zu begleiten und verlässliche Informationen bereitzustellen. 

Der erste Runde Tisch am 12. September 2023 legte zudem den Grundstein für einen konstruktiven Austausch zum Thema. Expertinnen und Experten aus den Bereichen Medizin, Wissenschaft, Wirtschaft und Politik trafen sich gemeinsam mit Betroffenenvertreterinnen und -vertretern, um bestehende Herausforderungen und mögliche Ansätze zur Verbesserung der Versorgung von Long-COVID-Patientinnen und -Patienten zu diskutieren. Ein Rückblick auf den ersten Runden Tisch ist unter diesem Link verfügbar.

Aufbauend auf der positiven Resonanz des ersten Treffens wurde der Dialog fortgeführt. Der zweite Runde Tisch Long COVID, der am 4. Dezember 2023 stattfand, setzte den Fokus auf die Themenbereiche Forschung, Arzneimittel, Rehabilitation und Bedarfe in den Lebenswelten und nahm damit Impulse aus dem ersten Runden Tisch auf. Eine neue Gästekonstellation diente dazu, einzelne Themen inhaltlich zu vertiefen und Raum für weitere Perspektiven zu öffnen. Die Diskussion wurde von Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach moderiert.

Offener Dialog für die bestmögliche Versorgung

Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach eröffnete den Runden Tisch und betonte, dass die Forschung zu Long COVID wichtig sei und weiterhin finanziell gestärkt werden soll. Diese Forschung werde durch das BMG – vorbehaltlich der finalen Bestätigung des Haushalts 2024 durch das Parlament – mit insgesamt 80 Millionen Euro über mehrere Jahre gefördert werden. Außerdem stünden in diesem Fall zusätzlich 50 Millionen Euro für Maßnahmen für Kinder und Jugendliche mit Long COVID zur Verfügung. Der Innovationsfonds des G-BA werde darüber hinaus die Versorgungsforschung zu postviralen Symptomenkomplexen, wie z.B. Post/Long COVID oder ME/CFS, mit bis zu 20 Millionen Euro unterstützen. 

Frau Staatssekretärin Pirscher des Bundesforschungsministeriums (BMBF) stellte die Förderaktivitäten des BMBF zu postakuten Infektionsfolgen, insbesondere zu Long COVID und ME/CFS, vor. Sie berichtete, dass das BMBF erhebliche Mittel für die Grundlagenforschung sowie unter anderem für wissenschaftliche Projekte zu Datenfragen rund um diese Erkrankungen aufwendet.

Zum Thema Forschung stellten in der Folge führende deutsche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler den aktuellen Forschungsstand und neue Forschungsansätze vor. Die Gäste diskutierten unter anderem über die Bedeutung der Viruspersistenz, also über das Überdauern von Virusbestandteilen nach Ende der akuten Infektion. Diese müsse genau betrachtet werden, um festzustellen, inwieweit sie für die Entstehung von Long COVID relevant ist. Ebenso wurde die Bedeutung der Erforschung von Biomarkern erörtert, um die Diagnostik und Behandlung von Long COVID zu verbessern.  Die Stratifizierung, also die Bildung von Untergruppen von Betroffenen, sei für die weitere zielgerichtete Forschung essenziell.

Ein zentraler Aspekt in der Diskussion zum Thema Arzneimittel war, wie die Versorgung von Betroffenen mit Arzneimitteln verbessert werden könne, da derzeit keine Arzneimittel für die Therapie von Long COVID zugelassen sind und Ergebnisse aus klinischen Prüfungen noch ausstehen. Insbesondere die Einrichtung einer Expertengruppe Long COVID Off-Label-Use beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) spielt hierbei eine wesentliche Rolle. Diese Expertengruppe wird noch in diesem Jahr zu ihrer konstituierenden Sitzung zusammenkommen. 

Die Gäste tauschten sich darüber hinaus zum Stellenwert der Rehabilitation und den bereits erzielten Fortschritten sowie zu aktuellen Studienergebnissen aus. Herr Staatssekretär Dr. Schmachtenberg vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) gab einen Überblick über die Sachlage und die Häufigkeit von Reha-Maßnahmen und Erwerbsminderungsrenten bei Long COVID. Von den anwesenden Expertinnen und Experten wurde unterstrichen, dass eine Rehabilitation passgenau zum Beschwerdebild des Patienten ausgewählt werden müsse und es hierfür schon verschiedene Rehabilitations-Konzepte gebe. Die übergeordnete Frage war, wie Betroffene bestmöglich unterstützt werden können, um ihre Alltags- und Arbeitsfähigkeit wiederzuerlangen, und wie man Betroffenen mit so genannter Belastungsintoleranz dabei gerecht werden kann. 

Ein besonders wichtiger Aspekt bei der thematischen Diskussion war die Perspektive der Betroffenen und ihre Erfahrungen in den unterschiedlichen Lebenswelten. Auf die Bedarfe von Kindern und Jugendlichen wurde an verschiedenen Stellen in der Diskussion ein besonderes Augenmerk gelegt. Für ihre spezifischen Bedürfnisse ist eine separate Betrachtung nötig– sei es beim Thema Arzneimittel oder auch im Bereich Rehabilitation.

Die Veranstaltung bot erneut eine Plattform für den konstruktiven Austausch von interdisziplinären Ideen, die Vorstellung von Forschungsergebnissen und die Diskussion über neue therapeutische Ansätze. 

Pressekonferenz zum zweiten Runden Tisch am 4.12.2023

Videolänge: 7:39 min

Zur Pressekonferenz
Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach auf einer Pressekonferenz zum zweiten Runden Tisch
Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach auf einer Pressekonferenz zum zweiten Runden Tisch

Prof. Dr. Karl Broich, Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM)

Mia Diekow, Long COVID Deutschland (LCD)

PD Dr. Roland Elling, Universitätsklinikum Freiburg (UKF)

Benedikt Ewald, Deutscher Behindertensportverband (DBS)

Dr. Sabine Gehrke-Beck, Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Dr. Andreas Gonschorek, BG Klinikum Hamburg

Dr. Antje Gottberg, GKV-Spitzenverband (GKV)

Dr. Brigitte Gross, Deutsche Rentenversicherung (DRV)

Dr. Jutta Hundertmark-Mayser, Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS)

Dr. Stefan Hussy, Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV)

Vera Knieps, Deutsche Gesellschaft für Medizinische Rehabilitation (DEGEMED)

Prof. Dr. Volker Köllner, Deutsche Rentenversicherung Bund Rehazentrum Seehof (DRV Rehazentrum Seehof)

Prof. Dr. Martin Korte, Technische Universität Braunschweig (TU Braunschweig)

Bernd Kronauer, Leiter der Geschäftsstelle der Bevollmächtigten der Bundesregierung für Pflege

Prof. Dr. Clara Lehmann, Uniklinik Köln (UK Köln)

Elena Lierck, Nicht genesen Kids (NgK)

Karin Maag, Gemeinsamer Bundesausschuss (G-BA)

Jasmin Maschke, Bundeskanzleramt (BKAmt)

Dr. Matthias Meergans, Verband forschender Arzneimittelhersteller (vfa)

Mareike Mitschele, NichtGenesen

Sebastian Musch, Deutsche Gesellschaft für ME/CFS e.V.

Prof. Dr. Eva Peters, Universitätsklinikum Gießen und Marburg (UKGM)

Anja Piel, Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB)

Judith Pirscher, Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)

PD Dr. Anett Reißhauer, Charité - Universitätsmedizin Berlin (Charité)

Dr. Giselle Sarganas Margolis, Robert Koch-Institut (RKI)

Prof. Dr. Lars Schaade, Robert-Koch-Institut (RKI)

Prof. Dr. Carmen Scheibenbogen, Charité - Universitätsmedizin Berlin (Charité)

Prof. Dr. Bernhard Schieffer, Universitätsklinikum Gießen und Marburg (UKGM)

Dr. Rolf Schmachtenberg, Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS)

Prof. Dr. Jochen Schmitt, Universitätsklinikum Dresden

Dr. Pablo Serrano, Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie e.V. (BPhD e.V.)

Prof. Dr. Christian P. Strassburg, Universitätsklinikum Bonn (UK Bonn)

Prof. Dr. Jörg Janne Vehreschild, Universitätsklinikum Köln (UK Köln)

Dr. Susanne Wagenmann, Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA)

Dr. Teresia Widera, Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation e.V. (BAR e.V.)

Prof. Dr. Bernhard Wörmann, Charité - Universitätsmedizin Berlin (Charité)

 

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