3. Long-COVID-Kongress in Berlin: Ein Thema mit Handlungs- und Forschungsbedarf
Am 25. November 2024 nahmen rund 260 Gäste am 3. Long-COVID-Kongress teil, der vom Ärzte- und Ärztinnenverband Long COVID gemeinsam mit dem Bundesministerium für Gesundheit in Berlin veranstaltet wurde. Der Kongress bot eine Plattform für Austausch und Wissenserweiterung rund um die aktuelle Forschungs- und Versorgungssituation. Der öffentliche Programmteil wurde per Live-Stream übertragen und erreichte dabei etwa 1.700 Zuschauerinnen und Zuschauer.
Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach eröffnete den Kongress mit einem eindringlichen Impuls, in dem er die gesundheitspolitische Relevanz von Long COVID und anderen postinfektiösen Erkrankungen unterstrich. Dabei hob er die anhaltende Bedeutung dieses Themas hervor und betonte die zentrale Rolle des Kongresses für den fachlichen Austausch und die Weiterentwicklung in diesem Bereich: „Die Lebensqualität der Menschen ist sehr stark beeinträchtigt (…) und daher müssen wir intensiv forschen. Die Versorgungsstruktur – das Thema des Kongresses – ist keineswegs optimal. Es ist daher sehr wertvoll, dass Sie diesen Kongress hier machen.“
Der Kongress widmete sich der Frage: „Bedarfsgerechte Versorgung postinfektiöser Erkrankungen – Ein Problem von Generationen?“ und hielt dafür unter anderem acht Themenräume vor, in denen Expertinnen und Experten aus Forschung und Praxis ihre Projekte vorstellten. Aktuelle Forschungsvorhaben und -ergebnisse, Diagnostikverfahren und Therapieansätze zu Long COVID konnten mit Schwerpunkten wie psychosozialen und ethischen Aspekten der Erkrankung oder der Versorgung in der Pädiatrie intensiv mit der teilnehmenden Fachgemeinschaft diskutiert werden.
Parallel zu den Themenräumen gab es im Plenum einen Workshop zu „Ideen zur Verbesserung der Versorgung von Kindern und Jugendlichen bei Long COVID“, in dem mit Betroffenen und ihren Angehörigen, Fachpersonal, Selbsthilfegruppen und Initiativen anhand exemplarischer Fallbeispiele Maßnahmen für konkrete Herausforderungen erarbeitet wurden. Der Workshop fand im Rahmen des Beteiligungsprozesses der Long-COVID-Initiative des Bundesministeriums für Gesundheit statt.
Dokumentation des 3. Long-COVID-Kongresses in Berlin
Hier finden Sie die Folien der Veranstaltung als Dokumentation, die zentrale Erkenntnisse und Diskussionspunkte übersichtlich zusammenfassen.
Was auf dem Kongress diskutiert wurde - im Plenum:
Begrüßung: Einordnung der Veranstaltung
Referenten: Dr. Daniel Vilser, Prof. Dr. Rembert Koczulla
Der 3. Long-COVID-Kongress 2024 wurde von Dr. Daniel Vilser und Prof. Dr. Rembert Koczulla eröffnet. In ihrer Begrüßung hoben sie die Relevanz des Kongresses hervor und betonten die Notwendigkeit eines intensiven Austauschs zwischen Forschung, Versorgung und Betroffenen. Ihre einleitenden Worte gaben einen Überblick über die Zielsetzung der Veranstaltung und deren Bedeutung für die weitere Entwicklung im Umgang mit Long COVID und postinfektiösen Erkrankungen.
Überblick: Die Forschungslandschaft zu Post-COVID in Deutschland
Referentin: Prof. Dr. Christine Falk
Prof. Dr. Christine Falk gab einen Überblick über die aktuelle Forschungslandschaft zu Post-COVID in Deutschland.
Bedeutung von Long COVID und anderen postinfektiösen Erkrankungen aus gesundheitspolitischer Sicht
Referent: Prof. Karl Lauterbach
In dieser öffentlichen Session beleuchtete Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach die gesundheitspolitische Relevanz von Long COVID und postinfektiösen Erkrankungen.
Projektvorstellung: "MultiCARE" & Workshop: Ideen zur Verbesserung der Versorgung von Kindern und Jugendlichen bei Long COVID
Referent: Prof. Dr. Rafael Mikolajczyk
Im Hauptprogramm des Plenums wurde das Forschungsprojekt "MultiCARE" von Prof. Dr. Rafael Mikolajczyk vorgestellt.
Einführung im Themenraum Postexertional Malaise: Postexertional malaise – derzeitige Empfehlung, aktuelle Forschungsprojekte
Referenten/Referentinnen: Prof. Dr. Christian Puta, Dr. Claudia Ellert
Prof. Dr. Christian Puta und Dr. Claudia Ellert sprachen über Postexertional malaise. Was steckt pathophysiologisch hinter der PEM. Wie wird sie sicher und valide diagnostiziert, welche Therapien sind wirksam und bei welchem Patienten können sie angewendet werden? Welche Forschungsprojekte sind notwendig, um PEM besser zu verstehen?
Vortrag im Themenraum Postexertional Malaise: Ein umfassendes Krankheitskonzept für MECFS und eine daraus abgeleitete therapeutische Strategie
Referent: Prof. Dr. Dr. Klaus Wirth
Prof. Dr. Dr. Klaus Wirth präsentiert in diesem Vortrag ein umfassendes Krankheitskonzept für ME/CFS und leitet daraus eine innovative therapeutische Strategie ab. Die Session bietet wichtige Impulse für das Verständnis dieser komplexen Erkrankung und mögliche Ansätze zur Verbesserung der Behandlung.
Vortrag im Themenraum Postexertional Malaise: Ergebnisse der Spiroergometrie zur Beurteilung der Alltags-, Rehabilitions- und Berufsfähigkeit bei Patient:innen mit Post-COVID-Syndrom
Referent: David Ochmann
David Ochmann stellt in diesem Vortrag die Ergebnisse der Spiroergometrie vor, die zur Beurteilung der Alltags-, Rehabilitations- und Berufsfähigkeit von Patient:innen mit Post-COVID-Syndrom genutzt werden. Die Präsentation bietet wertvolle Einblicke in diagnostische Verfahren und deren Bedeutung für die praktische Versorgung von Betroffenen.
Vortrag im Themenraum Postexertional Malaise: Biopathologische Signaturen von Post Exertional Malaise bei ME/ CFS verstehen (BioSig-PEM)
Referent: Prof. Dr. Christian Puta
Prof. Dr. Christian Puta erläutert in seinem Vortrag das Forschungsprojekt "BioSig-PEM", das sich mit biopathologischen Signaturen von Post Exertional Malaise (PEM) bei ME/CFS beschäftigt. Der Vortrag bietet spannende Einblicke in die Mechanismen dieser zentralen Symptomatik und deren Bedeutung für die Diagnostik und Therapie der Erkrankung.
Vortrag im Themenraum Postexertional Malaise: Mobile wohnortnahe Versorgung zur Steuerung der sektorübergreifenden Therapie bei Post-COVID-19 Thüringen (WATCH-Projekt)
Referent: Prof. Dr. Christian Puta
Prof. Dr. Christian Puta stellt das "WATCH-Projekt" vor, das eine mobile, wohnortnahe Versorgung zur Steuerung der sektorübergreifenden Therapie bei Post-COVID-19 in Thüringen entwickelt. Der Vortrag bietet Einblicke in innovative Versorgungskonzepte und deren praktische Umsetzung, um die Betreuung von Post-COVID-Patient:innen zu verbessern.
Was auf dem Kongress diskutiert wurde – in den Themenräumen:
Forschung zu psychosozialen und ethischen Aspekten
Referenten/Referentinnen: Prof. Dr. Vivienne Matthies-Boon, Dr. Christine Allwang
In der Zusammenfassung des Themenraums sprechen Prof. Dr. Vivienne Matthies-Boon und Dr. Christine Allwang darüber, dass psychosoziale und ethische Aspekte oft in der wissenschaftlichen Debatte nicht ausreichend Aufmerksamkeit erhalten. Hier wurden Themen wie Stigmatisierung, Verteilung der medizinischen Verantwortung, sowie Sichtbarkeit schwer Betroffener diskutiert
Diagnostik – Harmonisierung oder Spezialisierung?
Referenten/Referentinnen: Prof. Dr. Bernhard Schieffer, Prof. Dr. Andreas Stallmach
Prof. Dr. Bernhard Schieffer und Prof. Dr. Andreas Stallmach beleuchten in diesem Themenraum die vielfältigen Symptome von Patient:innen mit PAIS (Post-Acute Infection Syndrome), für deren Diagnostik evidenzbasierte Daten bislang rar sind. Ziel der Session war es, ein Update zu aktuellen Projekten zu geben und diagnostische Ansätze für spezifische Symptome zu diskutieren.
Register, Datenmodelle und Datenbanken – Was gibt es? Was braucht es noch?
Referenten/Referentinnen: Prof. Dr. Martin Sedlmayr, Prof. Dr. Nils Opel
Im Themenraum "Register, Datenmodelle und Datenbanken – Was gibt es? Was braucht es noch?" diskutieren Prof. Dr. Martin Sedlmayr und Prof. Dr. Nils Opel, wie bestehende Datenstrukturen genutzt und weiterentwickelt werden können. Ziel war es, Beteiligte zu vernetzen, Maßstäbe für den Umgang mit Daten zu setzen und die Notwendigkeit einer neuen ICD-Codierung im Kontext zukünftiger Datenmodelle zu erörtern. Der Themenraum bot einen wichtigen Austausch zu den Herausforderungen und Möglichkeiten im Bereich der Datenerfassung und -nutzung.
Forschung und Versorgung in der Pädiatrie
Referenten/Referentinnen: Dr. Nicole Töpfner, Prof. Dr. Uta Behrends
Im Themenraum "Forschung und Versorgung in der Pädiatrie" gaben Dr. Nicole Töpfner und Prof. Dr. Uta Behrends Einblicke in die besonderen Herausforderungen bei der Betreuung von Kindern und Jugendlichen mit Long COVID.
Ideen zur Verbesserung der Versorgung von Kindern und Jugendlichen bei Long COVID
Referenten/Referentinnen: Dipl.-Psych. Bettina Grande, Jonathan Fischer-Fels
Moderation: Huy Tran-Karcher, Tristan Fuhrmann
Im Themenraum "Ideen zur Verbesserung der Versorgung von Kindern und Jugendlichen bei Long COVID" diskutieren Dipl.-Psych. Bettina Grande und Jonathan Fischer-Fels mit Betroffenen, deren Angehörigen unter Moderation von Huy Tran-Karcher und Tristan Fuhrmann innovative Ansätze und praxisorientierte Lösungen. Ziel war es, die Versorgung dieser besonderen Patientengruppe nachhaltig zu optimieren und neue Wege für die Betreuung und Behandlung zu entwickeln.
Versorgungsforschung
Referenten/Referentinnen: Dipl.-Psych. Bettina Grande, Dr. Judith Bellmann-Strobl
Im Themenraum "Versorgungsforschung" beleuchten Dipl.-Psych. Bettina Grande und Dr. Judith Bellmann-Strobl die Untersuchung neuer und bestehender Versorgungsstrukturen für Patient:innen mit PAIS. Dabei wurde der Bedarf an solchen Strukturen analysiert, um das gesamte Spektrum der Betroffenen abzubilden – von ambulanten über stationären bis hin zu aufsuchenden Konzepten. Ziel war es, innovative Ansätze für eine bedarfsgerechte Versorgung zu entwickeln.
Therapie – Was muss man geben? Was darf man geben? Was kommt demnächst?
Referenten/Referentinnen: Prof. Dr. Carmen Scheibenbogen, Dr. Dr. Bettina Hohberger
Im Themenraum "Therapie – Was muss man geben? Was darf man geben? Was kommt demnächst?" diskutieren Prof. Dr. Carmen Scheibenbogen und Dr. Dr. Bettina Hohberger aktuelle und zukünftige Ansätze zur Behandlung von Long COVID und PAIS. Themen waren medikamentöse Therapien, physikalische Verfahren und Rehabilitationskonzepte. Es wurde untersucht, ob bereits Phänotypen identifiziert wurden, für die spezifische Therapieempfehlungen gegeben werden können, sowie ob Zulassungen neuer Behandlungen zu erwarten sind. Ergebnisse und Projekte aus diesem Bereich wurden vorgestellt.
Postexertional malaise – derzeitige Empfehlung, aktuelle Forschungsprojekte
Referenten/Referentinnen: Prof. Dr. Christian Puta, Dr. Claudia Ellert
Im Themenraum "Postexertional Malaise – derzeitige Empfehlung, aktuelle Forschungsprojekte" setzten sich Prof. Dr. Christian Puta und Dr. Claudia Ellert mit den pathophysiologischen Grundlagen der PEM auseinander. Diskutiert wurden valide Diagnostikmethoden, wirksame Therapieansätze und deren Anwendung bei unterschiedlichen Patientengruppen. Zudem wurde der Bedarf an weiteren Forschungsprojekten beleuchtet, um das Verständnis für PEM zu vertiefen und die Versorgung Betroffener zu verbessern.
Themenraum der Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung
Referenten/Referentinnen: Prof. Dr. Uta Behrends, Prof. Dr. Thomas Bahmer
Im Themenraum der Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung gaben Prof. Dr. Uta Behrends und Prof. Dr. Thomas Bahmer einen Überblick über die Aktivitäten und Initiativen der Gesundheitszentren im Bereich Long COVID.